Disruption ist das allgegenwärtige Phänomen unserer Zeit. Digitalisierung, neue Technologien und globale Pandemie werfen vieles über Bord, was bislang Bestand hatte: Anforderungsprofile, Jobs, Aufstiegsmöglichkeiten, etablierte Karrieremuster und auch berufliche Existenzen. Gleichzeitig entstehen zahlreiche neue, oftmals sehr spannende Chancen, insbesondere in neuen Berufsfeldern, die durch den digitalen Wandel getrieben werden. So gilt inzwischen „Data Scientist“ als der „sexiest job of the 21st century“ (New York Times); man könnte die Liste an neuen Berufen mit exzellenten Perspektiven beliebig fortsetzen: Spezialisten in den Bereichen Cybersecurity, Künstliche Intelligenz, Robotik, Softwareentwicklung, Umwelttechnik und viele mehr. Zahlreiche Weiterbildungsformate entstehen, um lernwillige und -fähige Menschen in den dringend notwendigen neuen Anforderungen weiter zu qualifizieren. Man muss nicht zwingend IT-Experte sein oder ein technisches Studium abgeschlossen haben, um in dem großen Veränderungsprozess als Gewinner hervorzugehen. Gefragt ist vielmehr ein passenden Mindset, das ich als „Start-Up-Mentalität“ bezeichne. Anhand fünf konkreter Anregungen möchte ich beschreiben, wie man mit einer solchen Start-Up-Mentalität an seine eigene Karriere herangehen kann:

  1. Think strategically ahead: Lernen ist DIE Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts. Niemand lernt neue Skills über Nacht, daher macht es Sinn, beim Kompetenzerwerb den Blick strategisch in die Zukunft zu richten, im Sinne von: Was kommt, was geht, was bleibt? Gerade im Bereich der „Future Skills“, d.h. die Kompetenzen, die in Zukunft verstärkt benötigt werden, ergeben sich hervorragende Chancen. Einen Überblick über die Future Skills stelle ich in den Kommentaren zu diesem Post zur Verfügung.
  2. Be prepared to disrupt yourself: Die wenigsten Karrieren im 21. Jahrhundert werden zukünftig durchgehend in einem Unternehmen, einer Branche oder in einem Beruf stattfinden. Stattdessen ist es wahrscheinlich, dass man mehrere Karrieren im Laufe eines Berufslebens haben wird. Diejenigen, die dies als Chance begreifen, sich frühzeitig übergreifende Metakompetenzen aneignen und damit befähigen, sich beruflich neu zu erfinden, erhöhen zum einen ihre Sicherheit, immer in Beschäftigung zu sein. Zum anderen gewinnen sie neue Perspektiven und Erfahrungen, die ihnen helfen, Probleme aus einer ganzheitlicheren Sicht zu lösen.
  3. Find an attractive market niche: So wie ein Start-Up keinen Massenmarkt bedient, macht es Sinn, sich mit seinem Kompetenzset auf eine attraktive Nische am Arbeitsmarkt zu konzentrieren und dort fundierte Expertise zu erwerben. Attraktive Nischen ergeben sich immer dort, wo das, was zu einem persönlich passt, sich mit einer ausgeprägten Nachfrage von Seiten des Marktes überschneidet. Letzendlich geht es um die Herausarbeitung einer nachgefragten persönlichen USP (Unique Selling Proposition), die auf einem herausstechenden Kompetenzportfolio basiert.
  4. Regard yourself as a constant „Beta-Version“ of yourself: Start-Ups starten meist mit einer Beta-Version, die auf Basis von Feedbackschleifen laufend optimiert wird. Mit dieser Sicht kann man auch auf sein eigenes Kompetenz- und Verhaltensset blicken und sich stets Feedback einholen: Was kann ich wie noch besser machen? Dies erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion und die Bereitschaft, bestehende Verhaltens- und Denkmuster zu verändern. Überholtes muss gezielt verlernt werden, um Neues zu erlernen.
  5. Team-up with the smartest: Erfolgreiche Start-Ups profitieren davon, sich in einem Ökosystem mit herausragenden, innovativ denkenden Talenten zu umgeben. Die gleiche Herangehensweise kann man für sich und seine Karriere nutzbar machen und sich die Frage stellen: Wo finde ich herausragende, anders denkende Köpfe, von denen ich am meisten lernen kann? Wo finde ich Menschen mit Erfahrungen und Ideen, die divers sind zu dem, was ich bislang gemacht habe? Wie finde ich Zugang, um von den Besten ihrer jeweiligen Zunft zu lernen? Eine solche Herangehensweise macht demütig; sie hilft aber auch, sich fortlaufend zu verbessern. Denn der alte Satz, gilt mehr denn je: Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.

 

Fazit: Die Welt verändert sich in einer nie da gewesenen Geschwindigkeit und Intensität. Ich denke, es ist Zeit, Karriereplanung neu zu denken – ohne Angst vorm Scheitern, mit Lust auf Zukunft und einem hohen Maß an Selbstverantwortung. Packen wir es an!