Viele Wissensarbeiter, Akademiker und Kreative glauben immer noch, dass sich ihre Jobs durch neue Technologien wie einer künstlichen Intelligenz kaum ersetzen lassen. Denn bislang galt vornehmlich, dass Maschinen und digitale Technologien vor allem körperliche oder repetitive, wenig kreative Tätigkeiten ersetzen können. Diese Annahme ist aber inzwischen völlig überholt. Wir stehen gerade erst am Anfang dessen, welche Aufgaben eine immer klüger werdende #KünstlicheIntelligenz im Zusammenspiel mit weiteren neuen Technologien zukünftig erledigen kann. Hier drei aktuelle Beispiele:

  1. Ich hatte neulich ein aufwendiges Business-Fotoshooting über den Dächern von München. Mit dabei: Kreative wie Make-Up- und Hair-Artisten und Fotograf. Die technologiebasierte Alternative hierzu: Das Smartphone, das wir alle in unseren Hosentaschen mitführen, und nahezu alle mit leistungsfähigen Kameras ausgestattet sind. KI-basierte Apps schaffen es, aus einfachen Smartphone-Portraits hochwertige Fotos zu generieren, die durch automatisierte Retusche die Rolle von Make-Up-, Hair-Artisten und Fotografen einnehmen und erstaunliche Resultate abliefern – vollautomatisiert und mit geringem Aufwand.
  2. Seit Ende November 2022 sorgt der Chatbot #ChatGPT für Furore, der menschenähnliche Unterhaltungen führen sowie vielfältige Arten an Texten – von Liebesbrief, Gebrauchsanweisung, journalistischem Text bis hin zur wissenschaftlichen Arbeit – erstellen kann. Die Entwickler von ChatGPT füttern den Chatbot mit riesigen Datenmengen aus aller Welt, die sie aus Online-Foren, sozialen Medien, News-Artikeln, wissenschaftlichen Studien, Fachartikeln und Büchern ziehen. Damit wird fortlaufend ein Datenmeer durchforstet, das kein Mensch alleine erfassen, auswerten und verarbeiten kann. Die KI-basierte Software – die zudem in vielen Sprachen verfügbar ist – bietet vielfältige Möglichkeiten, verschiedene Support-Hotlines und Kundendienste zu automatisieren, bei denen bislang menschliche Servicemitarbeiter eingesetzt werden. Weitere Einsatzmöglichkeiten bestehen auch im eCommerce, wodurch der stationäre Handel weiter herausgefordert wird.
  3. Am Frankfurter Amtsgericht wird im Rahmen eines Pilotprojekts die KI-basierte Software „Frauke“ eingesetzt, um Passagieren bei Flugverspätungen oder Flugausfällen zu ihrem Recht auf Entschädigung zu verhelfen. Dafür wertet die Software unter anderem Bordkarten, Flugzeiten, Wetterdaten und vorangegangene Entscheidungen des Amtsgerichts aus vergleichbaren Fällen aus. Auf Basis der riesigen Datenmengen wird „Frauke“ mit der Zeit lernen, welches Problem in der Vergangenheit zu welcher richterlichen Entscheidung geführt hat und kann auf dieser Basis den menschlichen Richtern Urteilsvorschläge machen.

Diese drei Beispiele geben nur einen Vorgeschmack auf das, wie Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändern wird. Nur wenige Menschen haben bislang das Ausmaß begriffen, mit der KI schon in den kommenden Jahren die Arbeitswelt, wie wir sie bislang kennen, revolutionieren und völlig auf den Kopf stellen wird. Wer sich gegen diesen Trend sträubt oder nicht wahrhaben möchte, droht überrollt zu werden. Wer hingegen clever ist, steuert schon heute um und erkennt in der Veränderung sowohl den Handlungsbedarf als auch Chancen.

Was ist aus meiner Sicht konkret zu tun?

Erstens ist zu begreifen, dass es bei den geschilderten Entwicklungen nicht um „Mensch gegen Maschine“, sondern um „Mensch mit Maschine“ geht. Aus meiner Sicht kann und soll eine künstliche Intelligenz den Menschen nicht ersetzen, sondern sich in seinen Dienst stellen und dabei helfen, als „Mensch-Maschine-Team“ Aufgaben besser und effizienter zu erledigen und als „komplementäre Intelligenz“ komplexe Probleme zu lösen, die mit humaner Intelligenz alleine nicht gelöst werden können. So soll beispielsweise die Software „Frauke“ die menschlichen Richter nicht ersetzen, sondern ihnen vorab lästige Arbeit abnehmen, das letzte Urteil soll weiterhin der Mensch fällen. ChatGBT soll auch in Zukunft Journalisten oder Autoren nicht ersetzen, kann aber bei Schreibblockaden helfen oder Standardtextbausteine vorbereiten, so dass der Mensch mehr Kapazitäten frei hat, um sich empathisch auf die Leser einzustellen, sich in sie hinein zu fühlen und den Wahrheitsgehalt von Informationen zu überprüfen, denn genau hier liegt eine Schwachstelle von ChatGBT.

Zweitens sollten wir uns als Menschen auf das konzentrieren, was uns als Menschen wirklich auszeichnet und von immer klüger werdenden Maschinen differenziert. Wenn uns Technologie einige Tätigkeiten abnimmt, können wir uns auf das konzentrieren, was uns als Menschen auszeichnet, nämlich #Empathie, Fingerspitzengefühl und die Fähigkeit, emotionalen Mehrwert für andere zu stiften. Einen Liebesbrief kann ChatGBT bestenfalls vorbereiten, aber einen Wert hat ein solcher von der KI verfasster Brief ohne menschlichen Absender für niemanden. Auch intuitives, wertebasiertes Verhalten und die Fähigkeit, Wertmaßstäbe zu entwickeln, ist uns Menschen vorbehalten. Wir sollten also ganz bewusst diese Fähigkeiten stärken, weiter ausbauen und gezielt bei unseren Tätigkeiten einsetzen. Künstliche Intelligenz regt uns also dazu an, auf neue Art wertzuschätzen, was menschliche Arbeit im ureigensten Sinne wirklich auszeichnet.

Fazit: Wir leben in einer enorm spannenden Zeit. Nie war es wichtiger, den Blick strategisch in die Zukunft zu richten – am besten mit einem neugierigem Chancenblick – und heute schon das zu #lernen, was wir morgen benötigen werden. Und das richtig neue „sexy“ am Arbeitsmarkt ist, ausgeprägte Sozial- mit Technologiekompetenz in seinem persönlichen Kompetenzprofil zu vereinen. Denn dann gelingt der harmonische und stärkenbasierte Paartanz aus Mensch und Maschine am besten.

Was meint Ihr?